ein für die Stiftung bemerkenswertes Jahr neigt sich dem Ende zu.
Mit Jens Spahn und Friedrich Merz haben zwei unserer Mitglieder für den Vorsitz der CDU kandidiert. Einhellig bemerken die Kommentatoren, dass Jens Spahn ein überraschend gutes Ergebnis erzielt habe; Friedrich Merz ist nur knapp unterlegen. Für viele in der CDU ging es um eine Richtungsentscheidung; manche zeigen sich verbittert.
Nun lebt Demokratie davon, dass Abstimmungen unerwartete Verlierer und unerwartete Sieger produzieren. Lassen Sie mich ein versöhnliches Bild verwenden: Die Fußball-Legende Sepp Herberger antwortete auf die Frage, weshalb die Fans bei Wind und Wetter in die Stadien pilgern: „Weil sie nicht wissen, wer gewinnt“. Das gilt für jeden Spieltag aufs Neue, und in der Politik ist jeder Tag Spieltag.
Und optimistisch stelle ich fest: Die Debatte, die diese beiden Kandidaten ausgelöst haben, zeigt, wie lebendig das Vermächtnis Ludwig Erhards in der aktuellen Politik nach wie vor ist. In vielfacher Konturierung wurde über den zukünftigen Weg der Marktwirtschaft gestritten: Friedrich Merz hat aktuelle Fehlentwicklungen benannt, Jens Spahn Visionen für die vor uns liegenden Jahrzehnte eingefordert.
Es liegt an uns – den Mitgliedern, den Freunden und den Unterstützern der Ludwig-Erhard-Stiftung –, diese Debatte weiterzuführen und marktwirtschaftliche Reformen zu formulieren und einzufordern.
Denn deutlich wird in diesem Jahr: Vor uns stehen Jahre des Umbruchs. „Weiter so“ geht es immer nur einige wenige Jahre; Erfolge in der Jetztzeit sind Baldrian für die Phantasie, die wir brauchen, um die Zukunft zu gestalten. Europa und Euro, Einwanderung, Globalisierung, Digitalisierung sind nur die gängigsten Stichworte.
Bislang hat die Bundesregierung aus ordnungspolitischer Sicht keine gute Arbeit geleistet
(lesen Sie hierzu „Im ordnungspolitischen Niemandsland“). Die Ludwig-Erhard-Stiftung hat mit ihren Mitteln versucht, immer wieder die notwendigen Orientierungspflöcke einzuschlagen:
- Unser Heft „Wohlstand für Alle“ wurde zum zweiten Mal und mit einer Auflage von über 200.000 Exemplaren zum Thema „70 Jahre Währungsreform“ (>> zur Online-Ausgabe) breit gestreut und erfreut sich – wie die erste Ausgabe „Wohlstand für Alle – Geht's noch?“ weiterhin – einer regen Nachfrage, insbesondere bei jüngeren Lesern.
- Auf dem Berliner Ludwig-Erhard-Symposion mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier zum Thema „Neue Dynamik für die Digitalisierung von Wirtschaft und Währung“ wurde lebhaft diskutiert, inwieweit die Politik in die Details des Marktgeschehens eingreifen sollte (>> zur Dokumentation mit Redebeiträgen und Fotos).
- Bei der Verleihung des Ludwig-Erhard-Preises für Wirtschaftspublizistik hielten die beiden Preisträger bemerkenswerte Festreden: Zanny Minton Beddoes, Chefredakteurin der Zeitschrift „The Economist“, über die Erneuerung des Liberalismus und Dr. Peter Rásonyi, Leiter der Auslandsredaktion der Neuen Zürcher Zeitung, über den Vertrauensverlust der Bürger in die Politik (>> zur Dokumentation mit Redebeiträgen und Fotos).
- Die Mitgliederversammlung der Ludwig-Erhard-Stiftung hat in diesem Jahr die „Ludwig-Erhard Medaille für Verdienste um die Soziale Marktwirtschaft“ an den früheren estnischen Ministerpräsidenten Mart Laar vergeben. Er steht für eine radikale marktwirtschaftliche Reform im Sinne Ludwig Erhards, als es um die Transformation der Zentralverwaltungswirtschaft im ehemaligen Ostblock ging – und der Erfolg Estlands gibt ihm Recht. Davon konnte sich die Stiftung am Rande der Verleihungsveranstaltung in den Räumen der estnischen Zentralbank in Tallinn vor Ort überzeugen (>> zur Dokumentation mit Redebeiträgen und Fotos).
- Gemeinsam mit dem „Wirtschaftsrat der CDU e.V.“ haben wir auf einer Expertentagung in Berlin – unserem ersten „Europa-Forum“ – die unausweichlich vor uns liegenden währungs- und wirtschaftspolitischen Weichenstellungen in der Eurozone und in Europa diskutiert (>> zur Dokumentation mit Redebeiträgen und Fotos).
Im kommenden Jahr 2019 werden wir aus Anlass des 70. Jubiläums des Inkrafttretens des Grundgesetzes die dritte Ausgabe unseres Heftes „Wohlstand für Alle“ herausbringen und die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsrat in der Veranstaltungsreihe „Europa-Forum“ fortsetzen.
Details zu unseren Veranstaltungen und Aktivitäten finden Sie auf unserer Website
www.ludwig-erhard.de. Dort können Sie auch aktuelle Standpunkte und wissenschaftliche Beiträge zu wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Themen lesen.
Ich wünsche Ihnen besinnliche Feiertage und freue mich auf die Zusammenarbeit mit Ihnen im Neuen Jahr!
Ihr

Roland Tichy
Vorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung